Jugendnetzwerk Lambda Bayern begrüßt Stärkung queerer Jugend-Selbstorganisationen

Förderung durch Fraktionsinitiative ermöglicht Verbandsstrukturen weiterzuentwickeln, bestehende Jugendgruppen zu unterstützen und neue Jugendgruppen zu begleiten

Das Jugendnetzwerk Lambda Bayern e.V., der Dachverband der LSBTIQA*-Jugendgruppen in Bayern, freut sich über die finanzielle Unterstützung durch eine Fraktionsinitiative der CSU-Landtagsfraktion. Die Förderung mit bis zu 100.000 Euro ermöglicht es dem 2002 gegründeten Verband, seine Strukturen zu stärken, die zwölf bestehenden Jugendgruppen zu unterstützen und die Gründung neuer Jugendgruppen im ganzen Bundesland aktiv zu begleiten. Außerdem soll die Qualifizierung ehrenamtlicher Multiplikator:innen und die Öffentlichkeitsarbeit weiterentwickelt werden, um die Angebote und die Reichweite des Verbands nachhaltig zu verbessern und auszuweiten. Durch die einmalige Zuwendung in den Jahren 2024/2025 werden nach der Anhörung von Expert:innen im Ausschusses für Arbeit und Soziales, Jugend und Familie des Bayerischen Landtags im November 2019 nun einerseits die zumeist ehrenamtlichen Strukturen durch die Einrichtung einer Koordinationsstelle mit hauptberuflichem Personal auf Landesebene gestärkt.

„Mit dieser einmaligen Unterstützung setzen wir einen entscheidenden Schritt zur Stärkung queerer Jugendlicher in Bayern“, betont Vorsitzender Fabian Dorn. Das sei dringend nötig, das zeige auch die Studie „How are you?“ des Bayerischen Jugendrings (BJR), in der über 2.000 junge Menschen zur Partizipation und Freizeit befragt wurden. Dabei gaben 62,0 % an, mindestens eine Jugendgruppe zu besuchen, wobei 26,1 % sogar mehr als eine Gruppe angaben. Theater-, Musik-, Tanzgruppen oder Chöre waren mit 17,4 % am beliebtesten, gefolgt von Online-Communities/-Gruppen (16,9 %) und LSBTIQA*-spezifischen Jugendgruppen (15,6 %). Zu den Besuchen von Jugendzentren gaben etwa 5 % der Befragten an, ein Jugendzentrum mit oder ohne LSBTIQA*-Angebot, wobei queere Jugendzentren von etwa 15 % der Teilnehmenden genutzt wurden. „Die Förderung ermöglicht es uns, nachhaltige Strukturen für junge Menschen in Bayern zu schaffen, die den vielfältigen Bedürfnissen gerecht werden. Dazu müssen wir noch weitere Hürden abbauen und vor allem ein wohnortnahes Angebot schaffen.“ Schließlich seien insbesondere ländliche Gebiete häufig benachteiligt und hätten lange Anfahrtswege. Die Studie ergab, dass die gewünschte maximale Anfahrtszeit zu Angeboten ca. 34 Minuten beträgt.

Auch Patrick Wolf als BJR-Queerbeauftragter begrüßt die politische Initiative zur Stärkung queerer Jugendorganisationen: „Diese Förderung ist ein wichtiger Meilenstein für die queere Jugendarbeit in Bayern und setzt den Beschluss der BJR-Vollversammlung um. Dadurch kann sich der Jugendverband nicht nur weiterentwickeln, sondern auch neue Angebote und Räume schaffen, in denen sich junge Menschen sicher und akzeptiert fühlen können. Gemeinsam bauen Lambda Bayern, die queeren Jugendgruppen und der BJR an einer diversitätssensiblen Gesellschaft, die alle Menschen in den Blick nimmt.“

Erfolgreiche Projekte

Als gemeinnützig anerkannter Verband und Mitglied im Bayerischen Jugendring fördert das Jugendnetzwerk die Gleichstellung und Akzeptanz von LSBTIQA*-Jugendlichen in Bayern. Dazu erhält das Jugendnetzwerk bereits seit 2017 eine jährliche Zuwendung durch den BJR, allerdings war diese bisher nicht ausreichend verstetigt um, nachhaltig verlässliche und bedarfsgerechte Strukturen auf- und auszubauen. Durch zusätzliche Projektmittel ist dennoch gelungen, immer wieder Projekte umzusetzen. So informierte der Jugendverband im Podcast #LambdaTalk über aktuelle Entwicklungen und erklärte im YouTube-Projekt „Von A bis Queer“ das die unterschiedlichsten queeren Begriffe. Mit der „Akzeptrans*-Broschüre“ wurde außerdem eine Arbeitshilfe zum Umgang mit Trans*-Themen an bayerischen Schulen erstellt, sie soll als Informationsquelle vor allem für Vertrauenslehrer*innen, Pädagog*innen und Schulpsycholog*innen dienen.

Auszeichnung für queersensible Jugendarbeit

Ein Outing als schwul, lesbisch, bi, trans oder queer – das ist für junge Menschen nicht immer leicht. Noch immer gehört Ablehnung zu den Erfahrungen im Comingout-
Prozess, wie auch die HAY-Studie zeigt. Etwa 9 von 10 Befragten (93,9 Prozent) gaben an, mindestens einmal Diskriminierung erlebt zu haben. Auch Lehrer:
innen oder Sozialarbeiter:innen trauen sich häufig zu selten, über das Thema Homosexualität und Queer-Sein zu sprechen. Queeren Jugendlichen Mut machen, Toleranz fördern und Lehrer:innen wie Schüler:innen gleichermaßen zu einer aktiven Auseinandersetzung mit dem Thema Homosexualität und Queer-Sein aufzufordern: Das sind die Ziele des Michael-Schmidpeter-Preises. Gemeinsam mit dem BJR sucht das Jugendnetzwerk geeignete Vorschläge und Projekte. Für die Auszeichnung an insgesamt bis zu drei Projekte für queersensible Jugendarbeit können ab sofort Vorschläge eingereicht werden. Die Verleihung soll im Rahmen des Fachtags Queere Jugendarbeit am 5. Oktober 2024 statt finden.

Hintergrund

Das Jugendnetzwerk Lambda Bayern e.V. ist der Dachverband der LSBTIQ-Jugendgruppen in Bayern (LSBTIQ = lesbisch, schwul, bisexuell, trans*, inter* , queer) und Teil des bundesweiten Jugendnetzwerk Lambda e.V.. Dort sind Jugendliche und junge Erwachsene engagiert, die ehrenamtlich und nach dem peerto- peer-Ansatz queere Ju-gendarbeit gestalten – von jungen Menschen für junge Menschen. Gegründet wurden das Jugendnetzwerk 2002 in München, richtig los mit der aktiven Jugendarbeit ging es dann 2005. Als gemeinnützig anerkannter
Verband und Mitglied im Bayerischen Jugendring för-dert das Jugendnetzwerk die Gleichstellung und Akzeptanz von LSBTIQ-Jugendlichen in Bayern. Dazu erhält das Jugendnetzwerk zwar seit 2017 aus dem Titel „Besondere Förde-rungsaufgaben“ eine jährlich neu zu beantragende Zuwendung zum Aufbau einer hand-lungsfähigen Organisationsstruktur auf Landesebene durch den Bayerischen Jugendring, allerdings ist es bisher dadurch nicht nachhaltig gelungen, verlässliche und bedarfsgerechte Strukturen auf- und auszubauen.

Weitere Informationen

Ausschreibung zum Michael-Schmidpeter-Preis
Studienergebnisse „How are you?”